Norman Junge, geboren 1938, (Vor-)Kriegskind, einstiger Wehrpass-Inhaber, Bildhauer, mehrfach national und international ausgezeichneter Kinderbuchillustrator, gab sich im Jahr 1986 als Historienmaler aus. Er bewarb sich beim Bundesverteidigungsministerium, um an dem europaweiten NATO-Manöver Cold Fire im Herbst 1986 teilnehmen zu können. Das Resultat: Aktionskunst aus dem Felde: ein Maler-Manöver.
Die darstellenden Zeichnungen, die im Manöver entstanden, haben Kriegsgeräte im Visier: Phantomjäger im Tiefflug, immer wieder Panzer, Radarschirme etc. Situative Tempozeichnungen im Din A 2- und Din A 3-Format entstanden zwischen Detonationen und ohrenbetäubendem Ortsbeschuss, Flussüberquerungen und Schützengräben, Panzerfäusten und unheimlicher Ruhe.
Die freien Zeichnungen schuf Norman Junge lange Zeit nach dem Manöver, etwa von 2000 bis 2008. Sie sind sarkastisch wie ironisch Ausdruck einer währenden Auseinandersetzung mit dem leidvollen Thema Krieg und seiner nichtsnutzigen Ästhetik.
An der Kunstaktion waren Axel Krause als Fotograf, Christian Maiwurm als Filmemacher und Martin Stankowski beteiligt. So versammelt der vorliegende Band die Bilder und Zeichnungen Norman Junges, dokumentiert darüber hinaus aber den Prozess des Malermanövers selbst.
Norman Junge Malermanöver Herausgegeben von Klappenbroschur |
»… in seiner Radikalität, seiner grafischen Bestimmtheit und Energie eine an Wolfgang Borchert erinnernde Antikriegs-Aussage, die aber eben nicht durch Gesinnung, sondern durch die ästhetische Gestaltung involviert.« (Roger Willemsen)
© Axel Krause
Norman Junge
Carmen Lehmann Deutsch und Englisch Herausgegeben von Birgitt Frey |
Ihre radikale Focussierung auf ein Sujet zeigt in immer neuen Variationen das gespaltene heutige Lebensgefühl: das Waagerechte, der Balken, die Mauer, der Zaun, der Trennstrich, das kann die letzte Trümmerstrecke einer gegenstandslos gewordenen Welt sein, wie eine verzweifelte Klage über alles, was wir zerstört, verbrannt, vergeudet, verloren haben. Oder ganz anders: die Striche sind Elemente eines neuen Anfangs, schmucklos, karg, noch von nichts besetzt und bestimmt und kategorisiert. Sie strahlen die Ruhe, die Einsamkeit, die Sammlung aus, die wir brauchen, um alles andere zu ertragen. Dr. Sybil Gräfin Schönfeldt, 2017
Die Erkundung des Grenzgebietes zwischen Figuration und Abstraktion ist in der Malerei eine stets neue Herausforderung. Für Carmen Lehmann, die sich in diesem Zwischenbereich bewegt, wurde sie eigentlich nie zum Thema. Malen an sich war für sie, die in einem künstlerischen Umfeld aufwuchs, unabhängig von der stilistischen Ausrichtung immer da, war immer etwas Selbstverständliches. Und selbst wenn sie sich heute ganz bewusst und intensiv damit auseinandersetzt: Die Assoziationen, die das vollendete Bild erweckt, überlässt sie den Betrachtenden. Es entsteht und besteht aus Form und Farbe – eine an sich banale Feststellung, die aber hier keinesfalls banal ist. Dr. Martin Kraft, 2006
série bande noire 420, Acryl auf Leinwand, 55 × 35 cm, 2016 | |
miscellaneous 60, Acryl auf Leinwand, 100 × 120 cm, 1999 |
© Andreas Brechbühl
Atelierbild, von links: Benjamin Müller, Carmen Lehmann und Andreas Brechbühl
»Hier tauchen wir ein in eine Welt pulsierenden Lebens mit spannenden Menschen. Und finden Inspiration und Austausch mit Künstlern aus den Bereichen Musik und Malerei, Theater und Gestaltung. Im stimmungsvollen Nebeneinander entwickeln sich Werke, manche für den Moment, manche für länger.« Benjamin Müller
»KunstSpielZeug« ist die erste Monografie über das Werk Sylvia Wankes und umfasst ihre Spielobjekte und ihre Großplastiken aus Papiermaché. Im Buchtitel äußert sich die komplexe, im gegenwärtigen Kunstbetrieb schwer anzusiedelnde Kunstauffassung der Bildhauerin und Szenografin, die Helmut Landwehr entschlüsselt. Sein Text basiert auf einem Gedankenspiel: »Über die Kunst zu spielen – Über das Spiel mit der Kunst – Über das Zeug, das Kunst wird und Spiel bleibt.«
Auch der Leser soll mit diesem außergewöhnlichen Buch spielerisch umgehen. Hat er es aus dem Schuber geholt, eröffnet sich ihm die Welt von Theater und Varieté: die Choreographie von Bildern und Texten zieht ihn hinein in Szenerien, Momente eines Schauspiels und hinter die Kulissen. Er kann sogar selbst das Spiel aufnehmen, wenn er ein Tütentheater entdeckt …
Sylvia Wanke – Text Helmut Landwehr – Fotografie Wolfgang Eisele – 21 × 33 cm, über 100 Farbabb. |
Sylvia Wanke
Dass sich die Puppe als Kunstobjekt zu etablieren beginnt, ist nicht zuletzt das Verdienst von Marion Forek-Schmahl. Sie macht, abseits der Hauptströmung der modernen Porzellanpuppe, auf Arbeiten von Künstlern aufmerksam, die mit dem Thema Puppe handwerklich und gedanklich experimentieren. Das Buch zeigt in ganzseitigen Abbildungen viele, auch exzentrische, Aspekte des Themas.
Marion Forek-Schmahl Grenzbereich – Puppen und Figuren The Transition – Dolls and Figurative Sculptures Deutsch/Englisch |
Vergriffen |
Sylvia Wanke, »KunstSpielZeug«: |
Annemarie Gottfried-Frost: Puppe aus gefaltetem Papier (1994), |
Marion Forek-Schmahl
Marion Forek-Schmahl, die Abitur und Kunsthochschule in Rumänien absolviert hatte, war nach ihrer Übersiedlung 1972–1990 Geschäftsführerin des Bayerischen Kunstgewerbevereins (BKV). Hier etablierte sie mit KunsthandwerkerInnen den alten Beruf des Puppenmachers künstlerisch neu und damit die Grundlage für das, was seit den 1980er-Jahren »europäische Puppenszene« heißt.