Lyrik und Prosa von Barbara Ming mit vielen exzentrischen Typen und bizarren Begebenheiten.
Neun Bände in 18 Jahren, drei davon mit Bildern von Roswitha Riebe-Beicht, unter deren Zeichenstift immer wieder fabelhafte Wesen und skurrile Szenen entstehen, gerne aus anfänglich formlosen Kaffeeflecken.
Wie könnt ihr
von meiner Schönheit
fasziniert sein,
wenn ihr mich
ruchlos
in die Schleuder steckt –
mein Lächeln …
nach unten?
Müsste sie
durchs Stundenglas:
Wir verstünden sie erstmals …
die Jahrmillionen
Greift er nach mir,
oder
bleibe ich
weitere tausend Jahre
unberührt?
Zweifellos
ist der Stein schuld,
wenn ihr
anstoßt.
Fragt sich,
wann ihr ihn
steinigen
werdet.
Ich glaube, dass die Zeit Wunden reißt, dass sie fortzulaufen vermag — ohne Abschied und Wiederkehr. Ich glaube, dass der Mensch dabei weinen, lachen und überwinden kann. Da reiben sich Kindheitserinnerungen am nachkriegsmüden Deutschland, da stirbt ein Bekannter den Tod, den er nicht verdient, da plant ein Menschenfreund »das entscheidende Attentat«, da fordert ein Kind physisch und moralisch den Aufschwung, da arbeitet sich ein Ossi durch das ungewohnte Terrain eines westdeutschen Verlages, da geht es um AlbTräume, die nicht aufhören wollen und um Empfindungen, die erden könnten, aber zum Himmel schreien. Ulrich Scharfenorth
In Nürnberg geboren, studierte sie dort Malerei und Grafik, bevor sie in einer Werbeagentur in München tätig war. Danach lebte sie ein Jahr in Genf, arbeitete als Grafikerin in Hamburg, dann vier Jahre in Stuttgart, wo ihre beiden Kinder geboren wurden. Ihr Mann starb mit erst 48 Jahren an Leukämie. Später war sie Kunstpädagogin am Mataré-Gymnasium in Meerbusch. Es folgte noch ein Masterstudium der Germanistik und Kunstgeschichte. 1977 lernte sie Günter Haese bei Sonja Mataré kennen.
Eri Krippner lebt und arbeitet in Meerbusch.
© Achim Seidel
Eri Krippner
Albertus Magnus, Bronzestatue von
Gerhard Marcks vor der Universität Köln
(Foto: Joachim Rönneper)
© Martina Michelsen
Peter Michelsen
1923 geboren in Mölln
1941 Notabitur
Nach dem Kriegsdienst Studium und Promotion (Deutsche Philologie, Philosophie und Kunstgeschichte in Göttingen)
1952–1954 Lektorat in Aberystwyth, Wales
1957–1959 Professur in Halifax, Kanada
1960 Habilitation in Göttingen
1963 Professur in Braunschweig
1967–1988 Professur in Heidelberg
2008 gestorben in Wilhelmsfeld bei Heidelberg
Foto © Christina Müller-Gutowski
Der mit Bildern des Autors versehene Erzählband ist in zwei Teile gegliedert: Im ersten risse begegnen wir dem Iran und Migranten. Der zweite Teil unerwartet spielt in Deutschland. Jenseits von moralischen Deutungen, jenseits von kontinentalen, geografischen Grenzen, so verschieden die Milieus auch sind, die Protagonisten in beiden Teilen durchlaufen ähnliche innere Prozesse: Gefühle von Verlust und Sehnsucht, von Schuld und Scham, von Scheitern und Angst, von Einsamkeit und Täuschung. Es geht um Menschlichkeit und Freundschaft, ekstatische Momente und Sinnlichkeit, um aufsteigende Erinnerungen, um verdrängte traumatische Erfahrungen.
Kamiab Falaki
wurde 1953 in Iran geboren. Er erfuhr in seiner Jugend während der Schahzeit Repressalien und wurde verhaftet.
Drei Jahre nach der islamischen Revolution musste er das Land verlassen und kam 1983 nach Deutschland.
1986–1992 studierte Kamiab Falaki Visuelle Kommunikation, Fachbereich Film, in Hamburg. Daneben hatte er Jobs als Reinigungskraft, Küchenhilfe und Taxifahrer.
Tätigkeiten in den Bereichen Dramaturgie, Lektorat und Journalismus. Jahrzehntelange Arbeit mit Migranten als psychosozialer Betreuer und Dolmetscher.
2018–2019 Studium Psychologische Beratung.
Kamiab Falaki lebt und arbeitet in Hamburg.
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Hartmut Krug Eigentlich wollte ich arbeiten Erzählungen 152 Seiten |
Ich schreibe also bin ich
Schreiben? Ja! Aber warum? Und worüber? Wo nimmt einer all die Geschichten her, aus denen seine Lieder, Gedichte und Geschichten sind?
Er läuft mit offenen Augen, Ohren und offenem Herzen durch diese unsere Welt. Die emotionale Seite ist schwer zu erklären, weil wichtig. Das Entscheidende ist, dass die Dinge einen berühren, damitaus Gesehenem, Gehörtem oder Erlebtem Text wird.
Logisch. Wenn es aber angefangen hat, das Schreiben, ja, es fängt an, dann ist die Einheit von Inhalt und Form kein dröger Spruch der Deutschstunde, sondern Naturgesetz. Wenn auch subjektiv. Für eine kleine, kecke Situation ist ein Sonett ausreichend, auch wenn hier schon Musik im Spiel ist. Bei einer Geschichte, die in eine Ballade passt, schwirrt meist eine Melodie nebenher, das werden Lieder und bei komplexen Ereignissen werden es eben kurze und kürzere Geschichten. Ein Roman? So etwas Gewaltiges ist mir noch nicht begegnet. Hartmut Krug
Hartmut Krug
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Alexandra Mignon Quantensprung 49 Gedichte 118 Seiten |
Die Begegnung mit Menschen aus allen Kontinenten, die kritische Teilnahme am aktuellen Weltgeschehen und nicht zuletzt die geliebten Wanderungen in den Schweizer Alpen inspirieren sie zu den Gedanken in ihren Gedichten.
Alexandra Mignon
Alexandra Mignon ist in Zürich geboren und in Basel aufgewachsen. Heute lebt sie im Baselbiet und unterrichtet in der Erwachsenenbildung Deutsch als Fremdsprache.
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Restexemplare Eselsohr & Silberlocke Herausgegeben und mit Zeichnungen von 96 Seiten, Abbildungen |
Aus dem Inhalt: Rose Packebusch, Zehn Pfennig:
Wie die zwei Seiten einer Medaille halte ich mein erstes Lesezeichen, das ich vor 29 Jahren im Prenzlauer Berg für zehn Pfennig kaufte, in der Hand, einen weißen Papierstreifen, beidseitig bedruckt und schmucklos.
Die eine Seite: Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird’s wohl machen. Psalm 37,5 |
Die Rückseite fordert auf: Nicht müde werden sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten |
»Herzlich danke ich allen Beteiligten für einen Anfang, der hier mit offenem Ende von ihnen gemacht wurde.« Dieser Satz der Herausgeberin hieß für Arachne, an diesem Netz weiter zu knüpfen. Seit dem Erscheinen des Buches hat es wiederholt Ausstellungen und Lesungen in Köln, im Ruhrgebiet und auf der Insel Hiddensee gegeben, bei denen Leser, Lesezeichen-Liebhaber und Sammler in Kontakt kamen. Inzwischen liegen wieder eine Reihe schöner Texte vor. Und vielleicht gibt es auch bald ein zweites Buch über Eselsohren und andere Lese-Zeichen …
Rose Packebusch
Einen wichtigen Impuls verdankt der Arachne Verlag dem niederländischen Kunsthistoriker und Dichter Wouter Kotte. Gestartet haben wir mit einer Reihe, in der sich seine Gedichtzyklen mit Bildern zeitgenössischer Künstler begegnen. Radierungen von Alfred Hrdlicka, die physische und psychische Extremzustände zeigen, geben den stark zweifelnden Texten in »Die zweite Sintflut« Recht. Robert Hartmanns Holzschnitte kommen aus dem Dunklen, ebenso wie die schwere Gedankenlyrik in »Die blinde Sonnenuhr«. Die heiter gezeichneten Fabeln von Ulrike Zilly bilden den Kontrapunkt zu den fein ziselierten »Ziemlichen Gedichten«. Werner Reubers rote Herzen verleihen den Wortbildern der Liebe in »Blueberry hill« Nachdrücklichkeit. Kottes Vermächtnis an den Arachne Verlag ist die Überzeugung von der Notwendigkeit der Poesie. Nach den vier Bänden folgten die Künstlerinnenbücher »Kaffeesätze«, »tollhauskirsch«, »Bernsteinbeißer« im Verlagsprogramm.
![]() Wouter Kotte Die blinde Sonnenuhr Mit 6 Holzschnitten von Robert Hartmann Broschur |
![]() Robert Hartmann: In Tenebris 1 |
![]() Wouter Kotte 22 ziemliche Gedichte Mit 8 Kaltnadelradierungen von Ulrike Zilly Broschur |
![]() Ulrike Zilly: Begegnung (1998) |
Wouter Kotte
Mit seiner »Erziehungswerkstatt für zeitgenössische Kunst« erwarb er dem Museum internationale Anerkennung. Seine Publikationen behandeln schwerpunktmäßig die Parallelität von Denk- und Bildformen. Inspiriert von der modernen Kunst entstanden erste Lyrikbände in Arnheim. Nach der Pensionierung verlegte Kotte seinen Wohnsitz nach Düsseldorf, wo er sich, nun in deutscher Sprache, vollends der Poesie widmete.
![]() Wouter Kotte Blueberry hill Liebesgedichte Mit Bildern von Werner Reuber Broschur |
![]() Werner Reuber: Aquarell |
![]() Wouter Kotte Die zweite Sintflut Mit 6 Bildern von Alfred Hrdlicka Broschur |
![]() Alfred Hrdlicka: Geißelung (1996) |
Der Gedichtband Blueberry hill des Lyrikers Wouter Kotte thematisiert aus nächster Nähe ein weites Feld: die Liebe. Seine Lyrik macht eifersüchtig ohne Mißgunst. Kotte komponiert die Texte nahezu ausnahmslos ohne Reim, vielfach in Form von drei Strophen mit einer jeweils unterschiedlichen Zeilenanzahl angelegt. Wo die Sprache aus lauter leiser Liebe zuweilen versagt, weil Empfindungen zuweilen Empfindungen ohne Worte bleiben, entwickelt und entwirft Kotte künstlerische Wortbilder, malerisch, metaphorisch, mitteilsam. Sie ermöglichen sinnlich wie wahrnehmungslustig den Einblick in eine menschliche Tiefe.
Bisweilen lese ich Kottes Gedichte wie ich Kunstwerke betrachte in einer Ausstellung oder einem Museumssaal. Bei manchen Bildern hält man inne, andere übergeht man achtlos ohne Anteilnahme – keine Idee zum Brückenschlag – wieder andere wirken urplötzlich wie sonderbare Spiegel eigener Befindlichkeit. So raube ich mir für die Wechselausstellung meiner Phantasie die wunderbar paradoxe Formulierung aus der Sammlung Blueberry hill: »Damit die Ewigkeit fünf Sekunden länger dauert.«
Joachim Rönneper