Nicht nur komponieren zu können oder Musik zu interpretieren, sind wundervolle Begabungen. Auch das Vermögen, Musik hören zu können, ist ein Geschenk. Ich denke weniger an das wissenschaftliche Hören mit dem Blick auf das Instrument und dessen Handhabung, ich denke vielmehr an die Begabung, mit geschlossenen Augen zu hören und sich verzaubern zu lassen. Eri Krippner
Das leise Raunen und Rauschen schlich nicht mehr flüsternd am Boden hin, sondern hatte sich höher erhoben. Es bewegte die Zweige der wilden Akazien, die dicht vor dem Fenster standen, und schwoll dann machtvoll an, bis es in majestätischem Brausen die alten Wipfel durchklang, die noch kurz vorher lautlos gegen den hellen Nachthimmel gestarrt hatten.
Wie ein Morgenchoral klang es, und – ganz leise – versuchend, wie im Halbschlafe noch, fiel hie und da ein kleiner froher Vogellaut ein. Und bald darauf, gleich einem Aufjauchzen, ein lang gezogener unermüdlicher Buchfinkentriller.
© Achim Seidel
Eri Krippner feierte im Juni 2022
ihren 90. Geburtstag
Eri Krippner
In Nürnberg geboren, studierte sie dort Malerei und Grafik, bevor sie in einer Werbeagentur in München tätig war. Danach lebte sie ein Jahr in Genf, arbeitete als Grafikerin in Hamburg, dann vier Jahre in Stuttgart, wo ihre beiden Kinder geboren wurden. Später war sie Kunstpädagogin am Mataré-Gymnasium in Meerbusch. Es folgte noch ein Masterstudium der Germanistik und Kunstgeschichte.
Eri Krippner entwickelte für NAEF das Holzspiel-Objekt Papillon, für die Stadt Meerbusch Memory-Spiele und die Ehrenplakette für verdiente Bürger. Ihre Fotografien erschienen in zahlreichen Bildbänden. Die Autorin ist auch Malerin. Die Städte Düsseldorf und Meerbusch, das Museum Zons, das Heinrich Heine-Institut Düsseldorf besitzen Werke von ihr.
»schlussendlich« stellt eine Art Sammelband dar. Fotos von Straßenaktionen aus den 1980er Jahren, Blickfänger im alltäglichen Einerlei, wechseln ab mit Notizen und Einfällen im Zwischendurch. Fotomontagen zum Thema Corona stehen Vierzeilern gegenüber. Aufsätze und Texte, die bereits in Katalogen und Zeitschriften erschienen sind, oder eine neue Serie unter dem Titel »Schneckenkunst« bilden eine Mixtur im literarischen und künstlerischen Allerlei von Joachim Rönneper: »schlussendlich« ein Rückblick mit Aussicht.
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Joachim Rönneper schlussendlich Allerlei und einerlei 136 Seiten |
Wenn die Wände wackelten,
gab dein Boden mir immer Halt
unter den Füßen, Straße ohne Schild,
Heimweg nach draußen, Laufstall der Gedanken.
Du kennst die Schritte in- und auswendig,
Freund meiner Irrwege, Mitwisser fremder Schuhe,
die dich mit Lust und Trunkenheit begingen.
Dein Ende hatte immer ein offenes Ohr für allerlei
Schnürsenkel, Mehl und Milch;
lehrtest mich die Mühsal der Geduld,
auch Umkehr, du Fürbitter der Schnecken.
Bald bin ich fort und werde Abschied nehmen
von hier nach da. Sahest ja wie Münder küssen,
dann gehe ich alle meine Wege,
die ich auf deinem Boden ging,
in einem Stück nach Haus.